16 Hours of Anno 2205

Anno 2205 setzt auf alt Bewährtes, aber geht auch ganz neue Wege. Ob das wirklich noch ein Anno ist, versuchen wir hier zu klären.

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| Daten
Publisher: Ubisoft
Homepage: Anno-Game.Ubi
Preise:​
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| Die Spielbasis

Der erste neue Ansatz sticht einem bereits im Titelbildschirm ins Auge. Das neue Menü ist schlicht gehalten und eingeschworene Annoholicer werden wohl erstmal die Stirn runzeln. Jedoch findet man sich sehr schnell zurecht und entdeckt auch das Endlosspiel recht rasch.

Bei der Hardware genehmigt sich Anno 2205 unter Ultra Settings aber mehr Speicher, als die Empfehlung von Ubisoft verlangt. So wird nach etwa zweistündiger Spielzeit gerne die 8GB Grenze für RAM und die 2GB Empfehlung für den Grafikspeicher überschritten. Das spürt man vor allem beim Wechsel durch die Gebiete.

Spieler finden nun ihre Spielstände als Firmen dargestellt, die jeweils ihre eigenen Fortschritte besitzen. Mit diesen Firmen verwalten sie dann ihre Gebiete sowie den Handel unter ihnen oder dem Weltmarkt.

| Ressourcen

Neben dem bekannten Ressourcensystem gab man nun auch der Bevölkerung eine höhere Bedeutung, als nur Gebäude freizuschalten. Diesmal stellen sie auch eine wichtige Komponente dar. Als Rohstoff muss das gute Verhältnis von verfügbaren Arbeitskräften, ihrem Verbrauch, als auch der Finanzmittel, welche die Bevölkerung erbringt, gefunden werden.

Ebenfalls neu im Spiel sind die seltenen Rohstoffe Iridium, Graphen, Petrochemikalien und Magnetit, mit denen man seine Produktionsgebäude erweitern oder verbessern kann. Sollte dir also der Platz an der Küste ausgehen, baue einfach die Produktion aus. Außerdem kannst du bei Strom, Personal oder der Logistik sparen. Doch Vorsicht, diese Erweiterungen schlagen sehr ins Budget.

| Der Kern

Das große Thema von Anno 2205 ist nun nichtmehr die Frage, ob Öko oder Tycoon, sondern das Finden von Energie. Da Windräder in gemäßigten Zonen zu hohe Kosten im Vergleich zum Ertrag haben, müssen Gezeitenkraftwerke oder andere Energielieferanten gefunden werden. Diese benötigen jedoch immer einen der spärlichen Küsten- oder Bergbauplätze, die für andere Ressourcen sehr wichtig sind. So kommt nun auch der Mond ins Spiel.
Dieser liefert Helium-3 Energiezellen, um den Notstand der Erde in den Griff zu bekommen.

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Eine weitere sehr große Änderung ist das Kampfsystem. Statt wie früher das Militär stark abhängig von der Bevölkerungsgröße zu machen, nahm man es aus den Gebieten heraus und gab ihm ein optionales Schlachtfeld.

Der Fokus liegt damit viel mehr auf der Wirtschaft und das merkt man in der dritten Ausbaustufe der Bevölkerung sehr stark. Die Kosten steigen an und die Produktion sinkt drastisch, was aber das gesamte Spiel interessanter macht.

| Gebiete

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Unterteilt ist das Spiel nun in die gemäßigte Zone, Abbauregionen wie die Arktis, Kampfgebiete und den Mond.

In den jeweiligen Gebieten stehen einem wie gewöhnlich mehrere Inseln zur Verfügung. Jedoch beginnen hier die größten Unterschiede zu den Vorgängern.
Musste man früher noch einzelne Handelsrouten zwischen den Inseln einrichten, beziehen sie nun Rohstoffe aus dem Gebietslager und jede Insel verfügt automatisch über die Ressourcen.
Zwischen den Gebieten kosten die Routen immer 200 Credits und können 20 Tonnen Waren umschlagen. Im späteren Spielverlauf könnt ihr auch die Gebiete anderer Firmen kaufen und so noch größer werden.

Das größte Manko ist aber das ständige Laden. Jedes wechseln von Gebiet zu Gebiet muss geladen werden, was recht lästig sein kann.

| Gemäßigte Zone

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Das Hauptgebiet von Anno 2205. Hier werden die Grundsteine gelegt und der erste Weltraumlift erbaut, der den Handel ermöglicht. Die Balance der Wirtschaft ist hier am leichtesten zu erlangen. Sowohl der Anbau von Gütern für das Grundbedürfnis, als auch weitere Ausbauten und Bewohner sind gut zu verteilen. Allerdings benötigen die weiteren Bevölkerungsstufen Güter aus der Arktis.
Diese Zone ist zudem eure Geldmaschine. Sie rettet die Bilanz durch eine extrem große Bevölkerung, denn Anno 2205 braucht viele kaufwillige Bürger. Menschen sind eben doch mehr, als nur die Freischaltung von neuen Gebäuden.

| Arktis

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Gleich zu Anfang wird klar: Hier gilt erschließen, ausbauen und wieder neu aufbauen. Die Arktis ist rau und kalt. Das wissen auch die Bewohner in Anno 2205. Industriegebäude liefern enorme Hitze und ermöglichen so erst die Ansiedlung. Durch die schmale Baufläche für Arbeiter fehlt es in den Fabriken an Personal und in der Kasse an Geld. Zudem benötigen Fabriken Strom. Zwar bietet die Arktis hierfür Abhilfe, jedoch anfänglich nur mit Bergbauplätzen, welche aber seltener vorhanden sind als in der gemäßigten Zone.
Auch hier wird ein Weltraumlift benötigt, damit Güter aus und in die Arktis geschafft werden können, die in den anderen Gebieten zur Entwicklung gebraucht werden.

| Der Mond

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Nicht nur Kennedy hatte mit gigantischen Kosten für das Mondprogramm zu kämpfen, auch der Spieler bekommt das zu spüren. Die Bilanz leidet sehr unter Handelsrouten und die Produktion kostet schon in der ersten Stufe Unmengen an Credits. Dafür erbringen Bergwerke und Co. reichlich Ressourcen, aber auch nur wenn die Schilde halten.
Unter dem Dauerfeuer aus dem All müssen alle Gebäude durch kleine und später größere Schilde geschützt werden.

Bereits die erste Bevölkerungsstufe braucht Waren von der Erde, weshalb eure Bilanz schon fünfstellig sein sollte, bevor ihr überhaupt darüber nachdenkt, den Mond zu besiedeln. Das Projekt Mond als solches ist aber eine tolle Ergänzung der Wirtschaft und stellt Herausforderungen an den Spieler und die Optimierung seiner Gebiete.

| Kampfgebiete

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Anno 2205 will das Kämpfen nun komplett optional halten und entfernt es aus den Siedlungen. Manch ein Annoholic wird es gar nicht vermissen. Früher galt das Kampfsystem noch als zu streng limitiert für die einen oder gar überflüssig für die anderen.

Die aktuelle Variante wird zumindest unter den Kriegstreibern der Anno-Szene für Gesprächsstoff sorgen. Als „Mini-Quest“ erhält man sie von NPCs am jeweiligen Weltraumlift. Die Missionen sind anspruchsvoll und nur mit Überlegen in den höheren Stufen zu bewältigen, jedoch stellt sich schnell Routine ein. Sie bieten kaum bis keine Abwechslung und pro Szenario drei optionale Aufgaben, die es in 3-4 Varianten gibt. Als kleine Helferlein erhält man Gadgets wie den Raketenschlag.

Limitiert ist diesmal nur die Anzahl an Schiffen, mit Erfahrung im Kampf steigert sich auch die Flotte. Wird eines versenkt, muss man mit dem Verlust leben.

Nützliches für die Siedlungen gibt das Kampfgebiet ebenfalls her. Hier könnt ihr die seltenen Rohstoffe sammeln, die zum Verbessern der Produktion nötig sind.

Allerdings bemerkt man hier Probleme des Systems. So greifen Schiffe einfach auf dem Weg liegende Ziele an, obwohl man ihnen den Angriffsbefehl für ein anderes Objekt gab. Auch die Befehlsgabe über die Maus weist noch Schwächen auf. Mausklicks werden teilweise einfach verschluckt und das Schiff reagiert erst beim zweiten oder dritten Versuch. Oftmals sehr ärgerlich, da man sein Schiff gerne mal verliert, wenn der Rückzug nicht anläuft.

| Fazit: "Biopolymere - Denn Plastik ist so 2070"

Ist Anno 2205 noch ein richtiges Anno? Diese Frage wird seit der E3 ständig gestellt, die Antwort ist aber gar nicht so einfach.
Das Wirtschaftssystem blüht auf und war noch nie so komplex und empfindlich. Ein perfekter Aufbau von Anfang an ist quasi kaum möglich und man muss ständig nachbessern, umsetzen und seine Wirtschaft genau beobachten. Gerade in der Arktis und auf dem Mond wird das Gameplay schwierig und es braucht seine Zeit, um etwas Stabiles und Erträgliches aufzubauen.

Doch genau das macht so viel Spaß an Anno 2205. Was das Vergnügen recht stört, ist das Militär. Optional ist gut und schön, aber die Missionen dauern zu lang und bringen viel zu wenig Abwechslung. Seltene Rohstoffe werden so sparsam verbraucht, dass man alle 12 Spielstunden eine Mission machen müsste, wenn nicht sogar erst nach 20 Stunden. Sie sind zwar relativ anspruchsvoll, aber ohne Motivation für den Spieler.

Unterm Strich muss man sagen, dass Anno immer noch Anno ist. Neues Gewand, neue Wirtschaft und trotzdem, oder gerade deswegen ein Spiel, das mich stundenlang an die Details fesselt.
Eine tolle Weiterentwicklung von Anno 2070 und mit den DLCs für die Raumbasis und die Tundra, wird sicherlich noch viel mehr Zeit in das Spiel fließen.
 
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